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Jula - das Kohlen-Mütterchen

Das ist Jula. Sie ist die erste der vier Frauen, die mein Nachbar in Gambia vor langer Zeit geheiratet hat. Die kleine Fatou ist ihr letztes der insgesamt 14 Enkel. Jula spricht kein Englisch, doch sie weiß sich zu verständigen. 

 

So kam sie vor einem halben Jahr etwa auf mich zu und schien mir etwas Bedeutendes mitteilen zu wollen. Ich hörte immer nur "Jackl" und "Foni" und "Auto". Nach vielem hin und her, verstand ich, dass es um Holzkohle, also charcoal, ging, die ich aus der Region Foni  dort, wo unser Verein die Schulen betreut, in meinem Auto mitbringen soll.

 

Als ein anderes Enkelkind kam und beim Übersetzen half, war schnell alles klar. Holzkohle ist an der Küste, dort wo zu viele Menschen leben, sehr teuer (für gambische Maßstäbe). Ein leerer Reissack gefüllt mit Holzkohle kostet hier ca. 225 DAL (ein EUR sind etwa 55 Dalasi). In Foni, also etwa 80 km im Landesinneren, dagegen nur 150 DAL. Also 75 DAL (= 1,50 EUR) weniger. Klar, es kommen ja noch für jeden Händler die Transportkosten dazu.

Was macht die Omi damit? Sie verteilt den Sack Kohle auf 15 kleine Häufchen, füllt die in ein Obstnetz ab und verkauft eines davon für 25 DA (50 Cent). Das ist dann die Tagesration, die eine Familie kauft, um ihr Abendessen damit zuzubereiten. Meine Jackl-Oma, wie ich sie nenne, hat also ihr kleines Business.

Ich fragte, wie viele Säcke ich denn mitbringen solle? ZWEI, da sie derzeit nur 300 DAL (Sechs  EUR) "freies Kapital" habe. Wir waren uns handelseinig, meine Fahrtkosten verbuchte ich unter "Sowieso-Kosten".
Flugs ging sie zum nächsten Shop, denn dort, beim Shop Keeper, liegt ihr "Vermögen". Man lässt es ja nicht zu Hause unterm Kopfkissen liegen. Aber bitte, das forderte sie von mir ab, nicht mehr als 150 DAL pro Sack sollte ich bezahlen.

 

Tatsächlich fand ich nach einigem Suchen, (m)einen Köhler, der mir zwei Sack für den vorgegeben Preis in Foni verkaufte. Und weil es mir gefiel, das dieses Mütterchen ein aufstrebendes Business betreibt, nahm ich als Geschenk noch einen dritten Sack mit.

 

Heute, ein halbes Jahr später, bin ich ihr Lieblingslieferant. Immer wenn ich zu den Schulen fahre, bestellt sie bei mir eine Lieferung. Doch allmählich wird es im Kofferraum meines VW-T4 richtig eng. Denn die letzte Bestellung waren acht Sack. Wow, dachte ich, die hat jetzt in diesem halben Jahr ihre Einkäufe vervierfacht. Zwar kostet jetzt ein Sack 175 DAL im Einkauf, doch sie müsste den mittlerweile auch für 250 DAL einkaufen. Durch meine Aktion ist ihr Profit um 50% gestiegen.

Das nenne ich clever. Weiter so!

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