Es gab in Gambia einmal im Radio ein morgendliches Spiel, so wie wir es hierzulande auch kennen. Der Moderator stellte eine Minute lang auf Wolof Fragen und der Hörer in der Leitung musste ebenfalls in Wolof antworten. Die Fragen waren nicht schwer. Allerdings, so die Regel, durfte der Anrufende kein englisches Wort verwenden. Und das war unmöglich.
In Gambia gibt es von der Historie keine präzise Kommunikation zur Zeit. Viele englische Zeitbegriffe, wie "next week, the day after tomorrow, ..." wurden in die Stammessprachen
integriert.
Ein Gespräch mit einem Gambier könnte etwa so verlaufen:
Wann wollen wir uns treffen? Morgen.
Wann morgen? Morgen Vormittag.
Wann morgen vormittag? So um 10:00 Uhr.
GMT? Ja, (lacht) Gambia-Maybe-Time.
Der nächste Tag kommt, der Vormittag auch. Es ist:
10:05
Wo bleibst du? > I'm coming
(Wir verstehen: "Ich bin auf dem Weg." In Wirklichkeit aber: "Ich bin gerade aufgestanden".)
10:25
Ich warte! > Soon I'm there
(Wir verstehen: "Gleich ist er da". Tatsächlich aber: "Jetzt bin ich auf dem Weg".
10:48
"Hey, ich denke, du bist gleich da? > Very soon
(Ist jetzt gerade ins Taxi gestiegen)
oder soon Soon (Ist noch drei Kreuzungen weg.)
11:17
"Du sagtest doch Soon Soon - Ich warte! > I'm already there
(Hat 500 m vor dem Treffpunkt einen Freund getroffen und hält noch einen kleinen Small-talk. So viel Zeit muss schließlich sein.)
Dann aber kommt ein strahlender Mensch auf dich zu, umarmt dich mit einem sicherlich ehrlich gemeinten "I'm sorry" (was aber nichts wirklich in der Zukunft
verändert.
Nun muss man auch wissen, dass wenn jemand von A nach B geht oder fährt, es immer andere gibt, die ihn bitten dies oder jenes unterwegs zu erledigen. Dann gibt es keine öffentlichen
Verkehrsmittel. Ein freies Buschtaxi zu finden und pünktliches Ankommen ist Glücksache. Auf dem Weg trifft man den einen oder die andere, die sich nach der Familie erkundigt. Es wäre unhöflich,
"keine Zeit" zu signalisieren.
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